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Mit der Sonderausstellung „Deep Fake!“ zeigt die Albrechtsburg Meissen eine bemerkenswerte Gegenüberstellung zeitgenössischer Medientapisserien der Künstlerin Margret Eicher mit den historischen Wandmalereien des ersten deutschen Schlossbaues.
400 Jahre nach ihrer Erbauung und nach der Umnutzung durch die Porzellanmanufaktur Meissen im 18. und 19. Jahrhunderts, erhielt das Innere der Albrechtsburg als wiederentdecktes Nationaldenkmal Ende des 19. Jahrhunderts ein neues »Gewand«: einen monumentalen Bilderzyklus, propagandistisch, pathetisch, manipulativ; ausgeführt als Staatsauftrag von elf akademischen Künstlern. Das Bildprogramm erzählt die Erfolgsgeschichte der sächsischen Dynastie der Wettiner und ist inspiriert durch die Formierung einer sächsischen Identität im neu gegründeten Deutschen Kaiserreich.
Deep Fake ist ein Begriff aus der digitalen Bildmanipulation. Es handelt sich um ein täuschend echt wirkendes, meist durch eine künstliche Intelligenz erzeugtes Bild. Bei einem Deep Fake ist nichts so, wie es scheint, auch wenn uns die faktische Existenz seiner Bildwelt genau das glauben machen will.
Die Bildmotive in Margret Eichers Tapisserien wie auch die Wandbildzyklen der Albrechtsburg sind Zeugnisse menschlicher Intelligenz, die aus einer Vielzahl faktischer Informationen eine neue Geschichte generiert. Margret Eicher zitiert in ihren digital entwickelten Tapisserien die Funktion und Wirkung der historischen Tapisserie des 17. Jahrhunderts als Bild der Macht. Dabei verbindet sie vielfältiges Bildmaterial aus Netz und Printmedien mittels digitaler Collagen zu neuen Erzählungen über unsere Gegenwart.
Diese Vorgehensweise korrespondiert mit unserer Wahrnehmung, einer Welt voller Behauptungen gegenüber zu stehen, die einen selbstverständlichen Anspruch auf Wahrheit erheben. Eichers Bildfindungen entsprechen der Strategie eines Deep Fake, doch geht es ihr nicht um eine manipulative Täuschung, sondern um eigene Bildformulierungen zu unserer gesellschaftlichen und politischen Gegenwart.
Während die Wandmalereien der Albrechtsburg eine ungebrochene Heldenverehrung vermitteln, unterläuft Eicher diese traditionelle Bildfunktion bewusst. Den herrschaftsrepräsentierenden höfischen Bildformen setzt sie die Arbeitsweise der (digitalen) Collage entgegen, die grundsätzlich als analytisch und kritisch gilt. Sie erzeugt eine oft ironische Distanzierung zum eigenen Sujet, die immer wieder spürbar wird. Die Bildform der Herrschaft und die Bildform der Revolte gehen in Eichers Tapisserien eine künstlerische Symbiose ein, die zu inspirierenden Verschiebungen der Wahrnehmungsmuster führt.
Öffnungszeiten:
März bis Oktober täglich 10:00 bis 18:00 Uhr
November bis Februar täglich 10:00 bis 17:00 UhrQuelle: Schlösserland Sachsen