Lesung / Vortrag / Gespräch
Biopolitik in der NS-Zeit Kooperationsveranstaltung im „Gedenkjahr 2025 - 80. Jahrestag des Kriegsendes"
Di | Deutsches Hygiene-Museum Dresden-
Wie stand die Evangelische Kirche zu Eugenik, Zwangssterilisation und Krankenmord?
Eine Kooperationsveranstaltung mit der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung und der Evangelischen Hochschule Dresden im „Gedenkjahr 2025 - 80. Jahrestag des Kriegsendes"
Die Nationalsozialisten begannen ab 1933 damit, die Forderungen der Eugenik (Erbgesundheitslehre) in praktische Politik umzusetzen. Mit ihren Programmen sollte die „Volksgemeinschaft“ von vermeintlich „erblich Minderwertigen“ befreit werden. Zwangssterilisationen, Schwangerschaftsabbrüche aus eugenischen Gründen und Krankenmorde („Euthanasie“) waren die Folge. Schätzungen gehen davon aus, dass mehr als 200.000 Menschen von den Nationalsozialisten ermordet wurden.
Seit Anfang der 1930er Jahre beschäftigten sich auch evangelische Theologen, Mediziner:innen, Jurist:innen und Fürsorgekräfte aus diakonischen Einrichtungen mit dieser Thematik. Sah ein „Fachausschuss für Eugenik“ anfänglich bei Zwangssterilisationen noch die Einwilligung der Betroffenen vor, so schwanden diese Einwände nach der Einführung des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ im Juli 1933. Bis Ende 1935 kam es in Einrichtungen der Inneren Mission zu 3000 Unfruchtbarmachungen und in evangelischen Krankenhäusern zu 5754 Sterilisationsoperationen. Nach 1939 fanden auch in kirchlichen Einrichtungen tausende Krankenmorde statt.
Mit diesem dunklen Kapitel beschäftigen sich der Kirchenhistoriker Prof. Dr. Jochen-Christoph Kaiser und der Historiker Dr. Uwe Kaminsky. Anhand ihrer neuen Quellenedition der Protokolle des „Fachausschusses für Eugenik" aus den Jahren 1931-1938 analysieren sie den Meinungsbildungsprozess innerhalb der Evangelischen Kirche. Zu Beginn des Abends stellt Julia Bienholz-Radtke, Deutsches Hygiene-Museum, vor, wie eugenische Themen auch in Ausstellungen und Veröffentlichungen des Museums verbreitet wurden.
Moderation: Dr. Roland Löffler, Direktor der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, und Prof.in Dr. Anja Katharina Peters, Evangelische Hochschule Dresden
Bild: Ausstellungsansicht "Tödliche Medizin. Rassenwahn im Nationalsozialismus". Die Ausstellung des United States Holocaust Memorial Museum war vom 12. Oktober 2006 bis 24. Juni 2007 im Deutschen Hygiene-Museum zu sehen (Foto: David Brandt).
Quelle: Hygiene-Museum