Das Ballett »Carmen« des schwedischen Starchoreografen Johan Inger reiht sich nahtlos in die Tradition der großen Carmen-Interpretationen von John Cranko über Mats Ek bis Carlos Acosta ein. Aus der Perspektive eines Kindes erzählt Johan Inger in packenden, klaren Bildern die Liebestragödie um Carmen, Don José und den Torero voller Leidenschaft, Eifersucht, Rache und Hass. Johan Inger kreierte »Carmen« 2015 für die Compañía Nacional de Danza in Madrid zu Musik von Georges Bizet, Rodion Schtschedrin und Neukompositionen des Spaniers Marc Álvarez. 2016 erhielt der Choreograf für sein erstes abendfüllendes Ballett den Prix Benois de la Danse in Moskau, den »Oscar« der Ballettwelt.
Quelle: Semperoper Dresden
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Ein Junge folgt im Spiel seinem Ball und begegnet dem Schicksal. Die Geschichte beginnt. Vor den Toren der Tabakfabrik vertreiben sich junge Männer die Zeit, José schiebt Wache. Die Arbeiterinnen erscheinen, in ihrem Zentrum Carmen: selbstbewusst, herausfordernd und von den Männern begehrt beherrscht sie das Spiel der Verführung. José weiß nicht wie ihm geschieht, als Carmen im Abgang ausgerechnet ihm eine Akazienblüte zuwirft. Sie hat ihn erwählt! Als José bemerkt, dass der Junge ihn in seinem Tagtraum beobachtet, entfernt er sich. In der Fabrik heizt sich unter den Frauen die Atmosphäre aus Aggression und Konkurrenz immer mehr auf. Streit bricht aus. Carmen zerschneidet einer Kollegin das Gesicht. José führt Carmen ab – aber sie verdreht ihm den Kopf; er lässt sie laufen. José wird von Zúñiga degradiert und erniedrigt. Aus dem Hintergrund sieht José mit an, wie zu Ehren des Toreros eine Party gegeben wird, zu der auch Carmen erscheint. Carmens Lust am erotischen Spiel mit Zúñiga und dem Torero ist offensichtlich – dennoch revanchiert sie sich im Anschluss bei José. Leichtigkeit und Leidenschaft, Verlockung und Lust fließen ineinander. Nach dem Liebesspiel ist es endgültig um José geschehen. War es ein Traum? Dass sie ihn wieder verlässt, stürzt ihn in Verzweiflung; und als José wenig später Carmen und Zúñiga »in flagranti« erwischt, erschießt er den Rivalen vor den Augen Carmens – und des Jungen.
José entflieht, …
… verfolgt von den Schatten seiner Schuld fällt José in einen Abgrund aus Düsternis.
Wieder begegnet José Carmen – kann sie aber nicht halten, wird von den Schatten geplagt, muss zusehen, wie Carmen sich mit dem Torero einlässt. Seine Eifersucht wächst ins Unermessliche. Dazwischen kurze Augenblicke trügerischen Glücks, wenn Carmen, José und der Junge ein Idyll beschwören, das längst verloren gegangen ist. Die Schatten breiten sich immer mehr aus, der Torero tanzt ein letztes Pas de deux mit Carmen und entschwindet. José ersticht Carmen.
Zurück bleiben ein gebrochener Liebender und ein verlorenes Kind.Quelle: Semperoper Dresden