Auf den Sturz der demokratisch gewählten Regierung Salvador Allendes 1973 folgte eine Welle des Terrors vor allem gegen die Mitglieder und Anhänger der Volksbewegung Unidad Popular. Hunderttausende flohen ins Ausland, oft Familien mit kleinen Kindern. Diese Kinder des chilenischen Exils berichten von ihrer Flucht, dem Leben in der Emigration in der Bundesrepublik und der DDR und von den Schwierigkeiten bei der Rückkehr nach Chile nach dem Ende der Pinochet- Diktatur.
Anlässlich des 50. Erinnerungsjahres des Pinochet-Putsches 1973 zeigt der Dokumentarfilm „9/11 Santiago“ anhand der zweiten Generation chilenischer Flüchtlinge die unterschiedlichen Erfahrungswelten derjenigen, die auf beiden Seiten des politisch geteilten Deutschland des Kalten Krieges ankamen, viele von ihnen damals im Alter zwischen 4 und 9 Jahren. Sie erleben die Sehnsucht der Eltern nach baldiger Rückkehr, deren aufreibende Solidaritätsarbeit und müssen schon früh Aufgaben von Erwachsenen übernehmen. Die Pinochet- Diktatur dauert 15 Jahre, so wachsen sie in der deutschen Kultur auf, und die deutsche Sprache wird ihnen zur Muttersprache. Nach dem Ende der Diktatur entscheidet sich ein Teil von ihnen, in Deutschland zu bleiben, ein anderer kehrt nach Chile zurück. Viele von ihnen leiden bis heute an posttraumatischen Störungen und kämpfen mit den beiden Seiten ihrer Identität: Bin ich deutsch oder chilenisch?
Das Veranstaltungsprojekt offeriert ein spannendes Stück Zeitgeschichte, das aus biografischer Perspektive nicht nur Erinnerungen an Terror und Flucht teilt, sondern darüber hinaus ebenso Migrationserfahrungen im geteilten Deutschland in den Fokus rückt.
Die Bundeszentrale für politische Bildung lädt herzlich am 06.09.2024, 19.30 Uhr in die Schauburg Dresden, Königsbrücker Str. 55 ein.
Nach der Filmpräsentation kommen Thomas Grimm (Zeitzeugen-TV, Filmemacher und Autor von „9/11 Santiago“) sowie Claudia González (Zeitzeugin aus „9/11 Santiago“) ins Gespräch.