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Auf einem Platz in Athen wartet Lysistrata. Sie ruft die Frauen zu sammen, denn sie leiden unter dem nun schon zwanzig Jahre dauernden Krieg, der immer wieder aufflammt. Lysistratas Vorschlag: »Lasst uns in den Liebesstreik treten, um die Männer zum Frieden zu zwingen.«
Der Plan wird angenommen. Frauen aus allen griechischen Städten machen sich auf den Weg, reisen zu Fuß, nehmen Schiffe, lassen ihre Kinder und ihre Spindeln und Webstühle zurück und widersetzen sich den Befehlen und Bitten ihrer Männer. Sie schwören einen Eid, sich ihren Männern zu verweigern, ihr Verlangen zu wecken, ohne sich ihnen zu unterwerfen.
Aristophanes‘ »Lysistrata« wurde im Frühjahr 411 v. Chr. während der Großen Dionysien in Athen uraufgeführt. Das attische Reich hatte zwanzig Jahre schweren Peloponnesischen Krieges hinter sich und trieb der Katastrophe entgegen, die die damalige Welt in zwei Teile spalten sollte und Siegern und Besiegten nichts einbrachte als allgemeine Erschöpfung, Zerrüttung aller Lebens- und Gesellschaftsformen und den Untergang der »alten, großen, klassischen Welt«.
In dieser Lage meinte Aristophanes, der in seinen Komödien schon immer gegen den Kriegswahn und für den Frieden gesprochen hatte, »da von den Männern nichts zu erhoffen ist, seine Zuflucht – wenn nicht im Leben so doch in der Kunst – zu der natürlicheren Einsicht der Frauen und Mütter nehmen zu sollen«, so Wolfgang Schadewaldt, einer der Übersetzer der »Lysistrata«.
Und so ruft Aristophanes die Gestalt einer großen, klugen, entschlossenen Frau herauf, »die an den Verhältnissen tiefer als andere leidet und aus diesem Leiden zur Verschwörerin gegen den Krieg und für den Frieden wird.«
Quelle: Landesbühnen Sachsen