Allesamt Bratschisten der Staatskapelle Berlin, wildern die Staatsstreicher gern auf Pfaden abseits ihres gewohnten Repertoires. Dabei arbeiten sie immer wieder auch mit namhaften Rezitator:innen zusammen, die ihrerseits hierfür fremdes Terrain betreten. Der heutige Konzertabend rückt das Hauptwerk des fiktiven Autors Ernst von Pidde (1877–1966), im richtigen Leben einst Amtsrichter, in den Mittelpunkt. Dessen posthum erschienenes Buch »Richard Wagners ›Ring des Nibelungen‹ im Lichte des deutschen Strafrechts« ist eine schonungslose Aufarbeitung der Wagner’schen Tetralogie, die der Autor geradezu als ein Konglomerat schwerster Verbrechen entlarvt. Ob Mord oder Totschlag, Verschleppung oder Diebstahl, Brandstiftung oder Tierquälerei: Wagners Götter, Helden und Riesen sind für jede Schandtat gut. Das ungewöhnliche Bratschenquartett hat sich nun zusammengetan, um als »Comedian Violists« diesen Blick auf Richard Wagner und seinen »Ring« humorvoll zu kommentieren. So begleiten sie Piddes Text, gesprochen vom erfahrenen Juristen und früheren Bundesinnenminister Thomas de Maizière, mit Musikcollagen u. a. aus dem »Ring«, dem »Fliegenden Holländer«, »Lohengrin«, »Parsifal«, aber auch aus dem »Rosenkavalier« und »Don Giovanni«.