Eine partizipative Performance
Ich habe gelesen, Erben vollzieht sich im Dunkeln. Erben ist ein Prozess, der sich der Öffentlichkeit entzieht. Über Erbe spricht man nicht, oder doch?
Dem Erben geht immer ein Tod voraus. Und wir fragen dann nicht: Und? Hast du geerbt? Wir wollen die Person trösten, die einen Verlust erlitten hat.
Aber das Spannende ist, oft sind die Menschen zwar gestorben, aber sie leben weiter als Geister im Erbe.
Glaubst du an Geister?
Das Erbe ist ein Austausch zwischen den Toten und den Lebenden, verwebt uns und webt sich manchmal schon weit voraus in die Zukunft der Erbenden hinein, die noch gar nicht geboren
wurden. Wir erben Privilegien, Weltbilder, Immobilien. Wir erben Geld oder Armut oder Schulden. Wir erben Bildungschancen und Zugehörigkeiten. Wir erben ein gebrauchtes Auto oder den Familienschmuck oder einen Konzern. Wir erben Geister.
Hast du schonmal etwas dieser Dinge geerbt? Wenn ja, dann mach dein Licht jetzt kurz an und dann gleich wieder aus.
In der partizipativen Performance heir~~~loom begibt sich das Performancekollektiv DIE STEUERWESEN auf Geistersuche und erforscht das Thema Erbe und Verteilungsgerechtigkeit. In Verknotungen, Verwebungen und verloren gegangenen Fäden
suchen sie die Untoten, deren Erbe uns heute prägt, spüren den Schatten von (Nicht-)Besitz nach und fragen sich gemeinsam mit dem Publikum, welche Spuren der Erbgeister im Raum zu finden sind.
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DAS KOLLEKTIV
Die Steuerwesen ist ein transdisziplinäres Performance- und Recherchekollektiv, das sich 2022 im Rahmen einer flausen+ Forschungsresidenz gründete.
Untersuchungszentrum ist das Bürokratische: Faszination für bürokratische Ästhetik, sowie die bürokratischen Bedingungen für Leben und künstlerisches Arbeiten. Bürokratische Vorgänge und Kunst scheinen gegensätzlich und doch wirken sie zusammen: im Großen, Förderstrukturen, wie im Kleinen, bei schriftlicher Performance durch einen Antrag. DIE STEUERWESEN suchen nach emotionalen Zugängen zu bürokratischen Konzepten, um politischen Diskurs zugänglich zu machen und zu persönlichen Auseinandersetzungen einzuladen.
Quelle: Projekttheater