Theatrale Spurensuche in eine Kindheit zwischen Wochenkrippe und Kinderheim, Ausreiseanträgen und Stasi-Familie. Autobiografisch, dokumentarisch.
Ich fühle mich wie die Kosmonautin Valentina Tereschkowa– nur ohne Funkkontakt zur Erde. In Todesangst trudele ich durch die Dunkelheit des Weltalls. Keine Ahnung, wo oben und unten ist und ob das hier jemals wieder aufhört.
Im Juni 1973 startet Lykke Langer ihre Laufbahn im staatlichen Betreuungssystem der DDR. Sie ist 6 Wochen alt und kommt in die Betriebswochenkrippe der Karl-Marx-Universität Leipzig. Ihre Kindheit ist geprägt von Aufenthalten in Krippen und Kinderheim, Leistungssport, Ausreise-Anträgen und familiären Verstrickungen mit der Staatssicherheit.
WINTERKIND erzählt exemplarisch anhand dieser einen Lebensgeschichte vom Aufwachsen im DDR-System und den bis heute spürbaren Folgen.
Die Performance beleuchtet den ideologischen Hintergrund, vor dem Erziehung in der DDR stattgefunden hat, verwebt individuelle Geschichte mit historischem Kontext, knüpft sich absurde und skurrile Facetten des Systems vor und sucht nach der Kraft, die beim Überleben geholfen hat.
Lykke Langer spielt dabei als Solo-Performerin sich selbst: distanziert und ganz nah, ironisch, tragisch, bitter, witzig. Gleichwohl ist sie nicht allein beim Erzählen: andere Stimmen kommen dazu, aus Gesprächen und Interviews, projizierte Bilder aus der Vergangenheit und animierte Videos. Ein Mädchen und eine junge Frau kommen ins Spiel und verschwestern sich mit der heute 51Jährigen.
WINTERKIND ist eine Theaterreise durch scheinbar vergangene Zeiten - mit Hang zum Punk und dem Versuch, das Schweigen zu brechen zwischen den Generationen.
Korrespondierend zur WINTERKIND-Premiere zeigt die Dresdner Galerie Raskolnikoff vom 1.11. – 15.12.2024 eine Kunstausstellung zum Thema WOCHENKINDER.
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Für Interessierte: Das Stück wird auch am 18.11. und 20.11.24 im Neuen Schauspiel Leipzig aufgeführt.
Quelle: Projekttheater